Erfassung von Anlagenstruktur und Messpunkten
Die Prüfung elektrischer Anlagen auf die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen unterteilt sich in drei Schritte: Den Anfang macht eine allgemeine Besichtigung, bei der alle Leitungen nach Art der Verlegung geprüft und die elektrischen Baugruppen auf ihren festen Halt, korrekten Anschluss, die Kennzeichnung und richtige Dimensionierung kontrolliert werden. Im Anschluss erfolgen die Prüfungen der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen sowie die Funktionsprüfungen. Für einen normgerechten Prüfablauf müssen sämtliche Messpunkte erfasst und aufgenommen werden, um die einzelnen Prüfaufgaben lückenlos abarbeiten und dokumentieren zu können. Dabei unterstützt der Profitest Prime den Prüfer durch ein modernes Datenmanagement, um Anlagenstrukturen, Protokolle und weitere Dokumentationen direkt vor Ort erstellen und abrufen zu können. Neben vordefinierten Autosequenzen für die zügige Durchführung verschiedener Messaufgaben lassen sich eigene Prüfabläufe festlegen. Das Prüfgerät kann auch ohne eigene Stromversorgung per Akku betrieben werden. Es verfügt über Anschlüsse für Barcode- und RFID-Scanner sowie über eine Bluetooth- und USB-Schnittstelle zum bidirektionalen Datenaustausch und zur Protokollierung der Prüfergebnisse mittels Windows-basierter Software.
Prüfablauf in Windenergieanlagen
Den exakten Prüfumfang legt die verantwortliche Elektrofachkraft zum Beispiel anhand einer Gefahrenbeurteilung gemäß §3 der Betriebssicherheitsverordnung von 2015 fest. Zu den üblichen Prüfbereichen zählen:
- Messungen von Spannung und Drehfeld sowie der Durchgängigkeit des Schutzleiters. Die Schutzleiter-Prüfung kann mit dem Profitest Prime mit 25A Prüfstrom erfolgen. Außerdem sind Vier-Leiter-Messungen bei Kabellängen bis 70m für Kabelquerschnitte von 2×0,5mm² mit 200mA bei automatischer Umpolung auch als Dauermessung möglich.
- Messung des Isolationswiderstands, die der Profitest Prime mit variablem Prüfstrom für Sprung oder Rampe bis max. 1.000V auch als Dauermessung durchführt.
- Messungen bis 690V mit hohem Prüfstrom sowohl des Netzinnerwiderstandes Z L-N als auch des Schleifenwiderstandes Z L-PE ohne Auslösung der RCD-Typen A, F und B. Nach der automatischen Berechnung des Kurzschlussstromes und der einzuhaltenden Grenzwerte kann der Prüfer über die Hilfe-Taste des Prüfgerätes eine tabellarische Übersicht der Kurzschlussstrom-Mindestanzeigewerte zur Ermittlung der Nennströme verschiedener Sicherungen und Schalter abrufen.
- Prüfung der Fehlerstrom-Schutzeinrichtung RCD der Typen A, AC, F, EV, B, B+, MI mittels Auslösestrom und Auslösezeit zum Nachweis, dass die Fehlerstrom-Schutzeinrichtung spätestens bei Erreichen ihres Nennfehlerstromes auslöst und die zulässige Berührungsspannung UL nicht überschritten wird.
Prüfablauf in Photovoltaik-Anlagen
In Photovoltaik-Anlagen erfolgen die Messungen zur Überprüfung der elektrischen Sicherheit im Wechselstromsystem nach den Vorgaben der DIN VDE0105-100 und DIN VDE0100-600. Im Gleichstromsystem sind die Richtlinien der DIN EN62446 (VDE0126-23) zu beachten. DC-seitig können mit dem Profitest Prime auch die Spannungsmessung mit 1.000VDC und Schleifenmessungen bis 800VDC unternommen werden. Vor Beginn der Messungen ist sicherzustellen, dass alle PV-Stränge gegeneinander isoliert sind. Die Trennvorrichtung am Wechselrichter muss geöffnet sein. Zum Messumfang gehören:
- Prüfung der Schutz- bzw. Funktionserder und Potentialausgleichsleiter auf Durchgängigkeit mit 200mA und automatischer Umpolung inklusive der Niederohmprüfung mit Anschluss an der Haupterdungsklemme.
- Polaritätsprüfung aller Gleichstromleitungen und deren Anschlüsse sowie ihrer korrekten Kennzeichnung.
- Messung der Leerlaufspannung und des Kurzschlussstroms jedes Strangs bei stabilen Bestrahlungsstärkebedingungen (<5 Prozent) und die vergleichende Auswertung identischer Stränge. Zur Messung des Kurzschlussstroms wird ein handelsüblicher Gleichstrom-Kurzschlussschalter benötigt und ist die Lichtbogenbildung zu beachten.
- Funktionsprüfung der montierten elektrischen Betriebsmittel und ihrer Anschlüsse sowie die Netzausfallprüfung.
- Messung des Isolationswiderstands der Gleichstromkreise bis max. 1.000V mit handelsüblichen Gleichstrom-Schutzschaltern. Vor Prüfungsbeginn sind die Überspannungsleiter abzuklemmen. Gemäß VDE-Richtlinien wird einerseits zwischen der negativen Elektrode des PV-Generators und Erde sowie anschließend zwischen der positiven Elektrode des PV-Generators und Erde gemessen. Das zweite Prüfverfahren bestimmt den Isolationswiderstand zwischen Erde und den miteinander kurzgeschlossenen negativen und positiven Elektroden des PV-Generators.