Prüfungsergebnisse werden offen kommuniziert
Mit dem Aufbau der Prüflinge und der Definition der Prüfwerte folgen die nächsten umfangreichen Vorbereitungen vor der eigentlichen Prüfung im IPH. Ist alles vorbereitet, werden bei den Prüfungen mit unterschiedlichen Schaltern vorrangig die Erwärmungsgrenzen und die Kurzschlussfestigkeit der Schalter
in der Einbausituation im Labor geprüft. „Aufgrund unserer intelligenten konstruktiven Lösungen schaffen die Schaltgeräte – eingebaut in die Anlage – beim Prüfen der Erwärmungsgrenzen in der Regel den Faktor 0,9 ihres Bemessungsstroms, häufig 0,95 oder sogar mit Faktor 1 einen sehr guten Wert“, versichert Vree. „Nicht selten sind die Werte sogar höher als in den herstellereigenen Schaltanlagensystemen.“ Zu den konstruktiven Besonderheiten des Vamocon-Systems gehört beispielsweise die clevere Geometrie und Anordnung der Kupferverbindungen. Erst jüngst wurden im Rahmen einer Routineüberarbeitung weitere Querschnitte der Hauptsammelschienen optimiert und geprüft. So sind jetzt für Ströme von 900 bis 1850 A neue Querschnitte integriert. Damit hat Sedotec eine Kupfereinsparung von bis zu 30% realisiert. Alle neuen Sammelschienenquerschnitte wurden inklusive der Neutral- und Schutzleiter auf Icw 70kA/1sec geprüft und die entsprechenden Bauartnachweise erbracht. Sollte ein Schaltgerät bei der Prüfung in der Schaltanlage deutlich darunter liegen, zum Beispiel nur beim 0,8-Fachen vom nominellen Bemessungsstrom, kommuniziert Sedotec das Ergebnis transparent und offen an den Schalterhersteller. „Das ist dann zwar anstrengend für den Hersteller, weil er sich nun auf die Suche nach den Ursachen machen muss, bringt ihn letztendlich aber voran“, ist sich Vree sicher. Für Seiler ist das aber „genau die partnerschaftliche Zusammenarbeit, die unserer Philosophie entspricht. Wir wollen nichts unter den Teppich kehren, sondern verstehen uns auch als Impulsgeber für unsere Partner.“ Erst jüngst gab es eine solche Situation, die der Gerätehersteller positiv angenommen hat und sein Produkt nun zum Besseren überarbeitet. „So haben schließlich alle unsere Partner etwas davon, wenn wir schon den riesigen Aufwand einer Prüfung beim IPH auf uns nehmen“, schildert Seiler die Win-Win-Situation, die sich daraus ergibt.
Lange bewährte Konstruktion
Die grundsätzliche umfangreiche Prüfung hat das Vamocon-System schon vor vielen Jahren bestanden. Im Rahmen des Bauartnachweises nach DIN EN61439-1 Abschnitt 10 wurde die Konstruktion der Schaltanlagen nach folgenden Kriterien unter die Lupe genommen:
1. Allgemeines,
2. Festigkeit von Werkstoffen und Teilen,
3. Schutzart von Umhüllungen,
4. Luft- und Kriechstrecken,
5. Schutz gegen elektrischen Schlag und Durchgängigkeit von Schutzleiterkreisen,
6. Einbau von Betriebsmitteln,
7. Innere elektrische Stromkreise und Verbindungen,
8. Anschlüsse für von außen eingeführte Leiter,
9. Isolationseigenschaften,
10. Erwärmungsgrenzen,
11. Kurzschlussfestigkeit,
12. Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV),
13. Mechanische Funktion.
Auch bei der Kurzschlussfestigkeit schneiden die Vamocon-Schaltanlagen stets sehr gut ab. Erwärmungsgrenzen und Kurzschlussfestigkeit sind die Knackpunkte bei den Prüfungen und später im Betrieb. Nach den Prüfungen werden die ermittelten Bemessungsströme der Stromkreise und die Bemessungsbelastungsfaktoren RDF bewertet. Beides fließt dann in die Systemdokumentation ein und ist wichtige Grundlage für die Erstellung der Bauartnachweise. Seit Markteinführung 2008 ist Vamocon ein Schaltanlagensystem, für das die Kunden – Planer, Elektroinstallateur oder Anwender – den Leistungsschalter frei wählen können. Das kam gut an und hat den Erfolg der Ladenburger befördert. So sind im Laufe der Zeit viele Kunden zu Partnern geworden – und Vamocon aufgrund seiner zahlreichen Vorteile und regelmäßigen guten Werte bei den Prüfungen zu einem Liebling der Planer. Da können auch einzelne kritische Prüfergebnisse, die offen und transparent kommuniziert werden, nichts ändern. „Im Gegenteil: Diese Art der Offenheit honorieren alle unsere Partner“, sagt Seiler abschließend. Vamocon-Anlagen finden sich in den unterschiedlichsten Anwendungen in Industrie und Gebäudetechnik. Die Schaltschränke ‚made in Germany‘ stehen unter anderem bei Daimler, Porsche und Bosch genauso wie bei Carl Zeiss, Coca Cola oder der UNO in Bonn.