Schaltschrankbau
Der Weg durch die Wand
Eine industrielle Fertigung bzw. Produktion ohne die Nutzung der elektrischen Energie ist heute nicht mehr denkbar. Viele Informationen, Signale und Messwerte müssen zur Steuerung der einzelnen Maschine aber auch des gesamten Fertigungsablaufes verarbeitet werden. Die hierzu benötigten Komponenten wie SPS-Bausteine, Frequenzumrichter, Leistungsschütze, Überwachungsrelais usw. werden zentral, aber auch dezentral in Schaltschränken und Gehäusen untergebracht. Klemmenkästen und Abzweigdosen komplementieren die Installation.
Die Verbindung zwischen Steuerung und Antrieb, Sensor, Endschalter oder auch dem Generator erfolgt durch Kabel und Leitungen. Diese müssen dann auf den letzten Zentimetern zum Ziel durch die Gehäuse- oder Schaltschrankwand geführt werden. Hier kommen Kabelverschraubungen zum Einsatz. Die Kernaufgabe der Kabelverschraubung liegt in der Verhinderung des Eindringens von Feuchtigkeit und Staub in das Gehäuse. Weitere funktionswichtige Eigenschaften ergeben sich durch den Einbau- bzw. Installationsort. So müssen z.B. Schaltschränke und Kabelverschraubungen in chemischen Fertigungsanlagen oder Straßentunneln höheren Korrosionsbelastungen standhalten, als Installationen in der Automobilindustrie. Weitere Einsatzgebiete sind unter anderem die gesamte Energietechnik vom Kraftwerk über das Umspannwerk bis hin zu Offshore-Windparks. Auch im Fahrzeugbau werden Kabelverschraubungen an den dort vorhandenen Verteilergehäusen geschätzt, weil sie selbst starken und langen Vibrationen widerstehen. Sie sind in modernen Triebfahrzeugen für Eisenbahn ebenso zu finden wie in selbstfahrenden Baumaschinen für den Tunnelvortrieb.
Die ‚Progress‘-Serie
Aufgrund dieser vielfältigen Anwendungsbereiche ergeben sich auch unterschiedlichste Materialien für Kabelverschraubungen. So kommt glasfaserverstärktes Polyamid, aber auch verschiedene metallische Werkstoffe zum Einsatz. Solche Lösungen bietet Kaiser z.B. mit seinem ‚Progress‘-Sortiment. Es umfasst Produkte aus vernickeltem Messing, rostfreiem CrNi-Stahl A2 (V2A) und rostfreiem und säurebeständigem CrNiMo-Stahl A4 (V4A). Damit kann ein breites Einsatzspektrum abgedeckt werden. Die ‚Progress‘-Serie ist nach dem Baukastenprinzip aufgebaut und dadurch besonders vielseitig einsetzbar. So können innerhalb einer Baugröße alle zugehörigen Bauteile frei miteinander kombiniert werden und anwenderspezifische Kabelverschraubungen sind schnell realisierbar. In der Standardausführung sind Kabelverschraubungen mit metrischen Außengewinden von M6 bis M115 lieferbar. Hinzu kommen weitere Gewinde wie Pg-Gewinde (Panzerrohr-Gewinde), Gasrohrgewinde, NPT-Gewinde (National Pipe Thread) sowie Kabelverschraubungen mit Innengewinde. Das konkrete Maß des Anschlussgewindes ist abhängig vom Kabeldurchmesser, da sich daraus der Innenndurchmesser der Dichteinsätze ergibt. Diese sind in den unterschiedlichsten Ausführungen verfügbar. Dazu zählen:
- • kurze ein- oder zweiteilige Dichteinsätze (‚Progress MS‘),
- • temperaturbeständige Dichteinsätze bis +200°C (‚Progress MS HT‘)
- • lange, durchgehend isolierte Dichteinsätze (‚Progress MS‘),
- • Dichteinsätze zur Durchführung mehrerer Kabel (‚Progress MS Multi‘),
- • Dichteinsätze ohne Bohrung für Sonderanwendungen (‚Progress MS NBR‘ oder ‚Progress MS FPM‘),
- • Dichteinsätze für Flachkabel (‚Progress MS FK‘)
All diese Dichteinsätze sind für die unterschiedlichsten Gewindedurchmesser verfügbar. Als besonderen Service bietet das Unternehmen Einsätze mit individuellen Öffnungen an, die kundenspezifisch – auch in kleinen Stückzahlen – angefertigt werden und z.B. mehrere Kabel mit unterschiedlichen Durchmessern aufnehmen können. Die Druckmutter einer Kabelverschraubung dient in der Standardausführung der Komprimierung des Dichteinsatzes. Dabei wird eine hohe Dichtigkeit (IP68/IP69K) und eine kabelschonende Zugentlastung selbst bei dynamischen Belastungen erreicht.
Nützliche Zusatzfunktionen integrierbar
Durch besondere Bauformen können auch Zusatzfunktionen in die Oberteile integriert werden. Das kann z.B. eine zusätzliche Zugentlastung sein, die über schraubbare Klemmbacken realisiert wird, mit denen das Kabel zusätzlich fixiert wird. Wenn extreme Belastungen durch Bewegung oder Zug auf das Kabel einwirken, können diese durch eine Biegeschutztrompete abgefangen werden. Einen wirkungsvollen Knickschutz bieten Kabelverschraubungen mit integrierter Kabelschutztülle aus Kunststoff oder mit einer Knickschutzfeder aus rostfreiem Stahl A2. In beiden Fällen wird der Biegeradius des Kabels vergrößert, sodass sich die Bruchgefahr, die bei stärkerer Bewegung im Übergangsbereich zwischen Kabel und Verschraubung besteht, deutlich verringert.