In Zusammenhang mit der Digitalisierung und Industrie 4.0 ist immer wieder von Datenmanagement und -durchgängigkeit die Rede. Was bedeutet dies in Zusammenhang mit Pflitsch-Produkten? Sind diese in bestimmten Datenbanken, wie etwa dem Eplan Data Portal, zu finden?
Lechner: Wir sind mit einem Teil unserer Produkte dort eingepflegt, was für den Kunden und für uns sicherlich von Vorteil ist. Bei einem Katalog von rund 600 Seiten sind noch nicht alle Produkte vertreten, dies wird aber sukzessive erweitert. Ein Problem dabei ist sicherlich, dass unser modularer Baukasten in einem solchen Datenportal nicht so einfach abzubilden ist. Unsere Vertriebsmitarbeiter haben über Jahrzehnte hinweg eine Beratungskompetenz für viele Applikationen ausgebildet: Welche Komponenten sind miteinander kombinierbar, unter welchen Randbedingungen machen bestimmte Kombinationen Sinn oder auch nicht. Diese Kompetenz sozusagen automatisiert in einer Software abzubilden, ist äußerst schwierig. Was also in einer Datenbank vorhanden ist, betrifft eher die Standardanwendungen, für kundenspezifische Lösungen – z.B. wenn Datenleitungen mit Energieleitungen gleichzeitig in einer Verschraubung durchgeführt werden oder Kabel mit einer Doppelschirmung EMV-gerecht kontaktiert werden müssen, wenn besondere Oberflächen vonnöten sind oder besondere Randbedingungen vorliegen, was das Quetschen oder das Knicken betrifft – ist das Know-how unseres Kundendienstes gefragt.
Gibt es bestimmte Trends, die bei Kabelverschraubungen, aber auch Kabelkanälen relevant sind?
Lechner: Ein Trend ist sicherlich, dass immer mehr EMV-Verschraubungen verwendet werden, d.h. Verschraubungen, bei denen Mittel vorhanden sind, um den Kabelschirm direkt im Verschraubungsbereich an die Schaltschrankwand anzusetzen. Dies ist wichtig, da man sonst mit einem im Gehäuse liegenden Schirm die Störungen mit ins System einbringt. Der Schirm ist dann zwar vorhanden, aber die Störung wird über den Schirm irgendwie doch ins System transportiert. Zudem müssen Verschraubungen immer vielseitiger, also universell einsetzbar sein. Wenn dem Schaltanlagen- oder Maschinenbauer nicht im Voraus bekannt ist, wie die Applikation genau aussehen wird – ob beispielsweise eine Sensorleitung mit 4mm Durchmesser, eine eher herkömmliche Leitung mit acht oder 10mm Durchmesser, oder eine doppelt geschirmte Leitung mit zwölf bis 14mm Durchmesser zum Einsatz kommt – will der Kunde möglichst all diese Eventualitäten mit einer Lösung abdecken. Mancherorts gibt es auch einen Trend zu konfektionierten Lösungen. Standardleitungen werden sehr oft konfektioniert, z.B. Computeranschlusskabel sowohl auf der Daten- als auch auf der Energieseite. Diese Entwicklung trifft auch auf den Kabelkanal zu. Wenn das Design einer Maschine bekannt ist, wird mittels eines von uns bereit gestellten 3D-Software-Tools ein auf die Maschine passender Kabelkanal konfektioniert. Konfektionierte Leitungen stellen dann wiederum neue Herausforderungen an die Verschraubungen, da diese Kabel in der Regel mindestens ein Ende aufweisen, das größer ist als normale Leitungsenden. Dann werden Verschraubungen benötigt, durch die solche Enden geführt werden können. Auch hierzu haben wir einige spezielle Produkte wie Flansche oder geteilte Verschraubungen entwickelt.
Gerade im Bereich der Kabelkanäle bietet Pflitsch eine Reihe von Werkzeugen. Sind diese Eigenentwicklungen?
Lechner: Die Werkzeuge werden ebenfalls bei uns entwickelt und teilweise in unserem eigenen Werkzeugbau, aber auch bei Partnerunternehmen gefertigt. Dabei handelt es sich in erster Linie um Schneidwerkzeuge, mit denen entweder Gitter- oder Blechkanäle zugeschnitten werden können.