Flexible Messinfrastrukturen
Ohne Messlösung keine Einsparungen
Mit der Norm ISO50003 steigen die Anforderungen an Unternehmen bei der Zertifizierung nach ISO50001. Sie müssen ihre Energieeffizienz verbessern und den Fortschritt nachweisen können. Die Grundlage dafür ist zum einen der Report aus der Zertifizierung nach ISO50001 mit Hinweisen auf Optimierungspotenzial, zum anderen eine mitwachsende Messlösung, die die Einbeziehung weiterer Verbraucher ermöglicht und an Veränderungen bei der Energieerzeugung und beim Energieeinsatz angepasst werden kann.
Die EU-Energieeffizienz-Richtlinie (Energy Efficiency Directive, EED), seit Ende 2012 in Kraft, soll mit Maßnahmen zur Förderung der Energieeffizienz sicherstellen, dass die Energieeffizienzziele der EU bis 2020 und darüber hinaus erreicht werden. Die Umsetzung der EED ist Sache der Mitgliedstaaten, in Deutschland ist dafür das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) im April 2015 in Kraft getreten. Demnach müssen alle Unternehmen in Deutschland, die keine KMU sind,
- vor dem 5.12.2015 ein Energieaudit nach EN 16247-1 durchgeführt haben und alle vier Jahre wiederholen oder
- sich vor dem 5.12.2017 zum Umweltmanagement nach EMAS verpflichtet und die Validierung bis 31.12.2016 erreicht haben oder
- sich vor dem 5.12.2017 zum Energiemanagement nach ISO50001 verpflichtet und die Zertifizierung bis 31.12.2016 erreicht haben.
Was für die Zertifizierung wichtig wird
Seit Oktober 2017 kommt zusätzlich eine neue Norm zur Anwendung: ISO50003 regelt die Anforderungen an die Stellen, die Energiemanagementsysteme nach ISO50001 auditieren bzw. zertifizieren. Seither müssen die Auditoren bei Erst- und Re-Zertifizierungen eines Energiemanagements prüfen, ob in den Unternehmen Verbesserungen der Energieeffizienz nachgewiesen werden können. Es reicht also für die Zertifizierung nicht mehr aus, dass ein funktionsfähiges Energiemanagement im Unternehmen eingerichtet ist. Unter der neuen Norm gewinnt die Wirksamkeit des Energiemanagements Einfluss darauf, ob das Zertifikat erteilt wird. Für die Unternehmen entsteht damit die Verpflichtung, Verbesserungen zu erreichen und diese nachvollziehbar zu dokumentieren. Für die Umsetzung erhalten die Unternehmen Unterstützung durch ein ganzes Paket neuer Ergänzungsunterlagen aus der ISO50000-Familie:
- ISO50002 ersetzt die bisherige DIN EN 16247 und gibt Hilfestellung zur Durchführung von Energieaudits,
- ISO50004 unterstützt bei der Einführung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines Energiemanagementsystems,
- ISO50006 beschäftigt sich mit der Messung der energiebezogenen Leistung mit energetischer Ausgangsbasis (EnB) und Energieleistungskennzahlen (EnPI) ,
- ISO50015 beschäftigt sich mit der Bestimmung der energiebezogenen Leistung und der Messung und Verifizierung von Energieeffizienzmaßnahmen.
Mess-Infrastruktur für exakte Datenerfassung
Der Nachweis von Verbesserungen setzt voraus, dass die Verbrauchsdaten fortlaufend und möglichst exakt erfasst werden können. Aus der zentralen Messstelle der Versorger, in vielen Unternehmen die einzige Erfassungsgrundlage, geht nicht hervor, wie sich der Verbrauch zusammensetzt. Nur wenn sichtbar wird, welcher Anteil am Verbrauch unterschiedlicher Energieträger auf die jeweiligen in der Firma bestehenden Systeme und Prozesse, die Gebäudeteile oder Kostenstellen entfällt, können gezielt Maßnahmen für die einzelnen Verbraucher oder Verbrauchergruppen entwickelt und deren Wirksamkeit nachverfolgt werden. Deshalb ist zunächst der Auf- oder Ausbau einer Messstellen-Infrastruktur erforderlich, die den Verbrauch der Systeme mit großer Detailgenauigkeit erfasst. Die Verbesserung der Datenerfassung ist also der erste Schritt, um Effizienzverbesserungen überhaupt sichtbar machen und nachweisen zu können. Mit genauen Daten lässt sich auch belegen, dass verbrauchssenkende Maßnahmen in den jeweiligen Systemen und Prozessen greifen, auch wenn der Gesamtverbrauch steigt, beispielsweise durch längere Maschinenlaufzeiten.