Mehrwert deutlich machen

Realitäten werden künstlich erschaffen

Ein weiterer ganz entscheidender Aspekt ist die Interaktion mit dem Produkt. Hier kommen Virtual und Augmented Reality (VR und AR) ins Spiel. Viele Anbieter im Schaltschrankbau und in der Niederspannungsverteilung arbeiten mit VR und AR. In der Virtual Reality werden Ort und Situation virtuell geschaffen bzw. simuliert, während der Kunde bei der Augmented Reality vor Ort sein muss, um zusätzliche Information zur real existierenden Anlage zu erhalten. Beide Varianten werden in der Praxis z.B. mit der Green Box von Schneider eingesetzt. Auf einem Industrie-PC (iPC) sind innovative Softwarepakete wie der Augmented Reality Advisor oder der Machine Advisor installiert und werden für vorausschauende Wartung, Teleservice oder Energiemanagement genutzt. Dabei greift die Software auf vorinstallierte Bibliotheken zurück, die automatisch über Cloudservices aktualisiert werden. Für Gebäudekomplexe oder Produktionsstätten an verschiedenen Orten lässt sich so beispielsweise ein standortübergreifender Vergleich von KPIs erstellen und der Klassenbeste ermitteln. Diese Erkenntnisse aus den bereits heute vorhandenen gesammelten Werten abzuleiten und Empfehlungen für Best-Practice zu geben, ist eine von vielen Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, die im Potenzial von Big-Data liegen.

Die Businessplattform Schneider Electric Exchange stellt Technologieressourcen, wie Analysen oder Datensätze zur Verfügung, erlaubt den Zugang zu privaten und öffentlichen User- Gruppen und bietet damit einen digitalen Marktplatz. (Bild: Schneider Electric GmbH)

Die Businessplattform Schneider Electric Exchange stellt Technologieressourcen, wie Analysen oder Datensätze zur Verfügung, erlaubt den Zugang zu privaten und öffentlichen User- Gruppen und bietet damit einen digitalen Marktplatz. (Bild: Schneider Electric GmbH)

Digitaler Zwilling bietet Investitionsschutz

Die eigenen Daten sind Gold wert. Aber wie so oft, bringt erst deren Einordnung in das gesamte System den wirtschaftlichen Mehrwert zutage. Hier ist ‚Building Information Modeling‘ (BIM) der Partner der Stunde. Denn bereits in der Planungsphase eines Gebäudes kann anhand der im BIM vorhandenen Bibliotheken und deren Datenbestand die komplette Infrastruktur des zukünftigen Bauwerks sowie die Anlagenverwaltung dreidimensional in einem Modell nachgebaut und virtuell begehbar gemacht werden. In diesem digitalen Zwilling kann die Ausstattung verändert, verschiedene Varianten konfiguriert und mögliche Kosten für optionale Besonderheiten kalkuliert werden. Auch hier ein zusätzliches Geschäftsmodell für Elektroplaner und Architekten: Durch die freie Objektbeschreibung innerhalb eines Datenmodells und die grafische Darstellung des virtuellen Gebäudes können Entscheidungen validiert werden und bieten dem Kunden Investitionsschutz.

Alles gesammelt – und nun?

Sind alle Daten gesammelt, Prognosen gestellt oder virtuelle Niederspannungen gebaut, steht die wichtigste Frage im Raum: Was tun mit all diesen Erkenntnissen? Sie können in umsatzsteigernde, arbeitsplatzsichernde, Energieeffizienz steigernde, Sicherheit erhöhende oder Umwelt schonende Maßnahmen umgesetzt werden. Die Entscheidung hierüber verlangt nach höchster Empfehlungskompetenz. Um diese zu erlangen, ist eine tiefgreifende Kenntnis der Branchen, der Märkte, der jeweiligen Wettbewerbssituation und zu erwartenden Entwicklungen nötig. Die Kompetenzmerkmale ‚der kennt doch Hinz und Kunz‘ oder ‚die hat das von der Pike auf gelernt‘ reichen hier bei weitem nicht mehr aus. Entscheidend ist die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich über Qualifizierungsmaßnahmen stetig weiterzubilden sowie zukünftigen Entwicklungen und Trends mit offenen Armen und Neugier zu begegnen. Die Hersteller ihrerseits sind gefordert, den Akteuren der nach- und vorgelagerten Wertschöpfungskette entsprechende Inhalte zur Weiterbildung anzubieten.

Fazit

Neue Geschäftsmodelle lassen sich auch im klassischen Schaltschrankbau realisieren: Sie liegen in der mehrwertschöpfenden Servicierung von Dienstleistungen. Das können datenbasierte Services wie Energiecontrolling, vorausschauende Wartung oder Investitionsplanungen mithilfe des digitalen Zwillings sein. Aber auch die Übernahme von Aufgaben wie die Bevorratung von Komponenten eröffnen Geschäftspotenziale, die traditionell von internen Lagerabteilungen oder externen Distributionszentren erbracht werden. Entscheidend für den Kunden ist, dass er den Mehrwert erkennt und für seinen Geschäftserfolg als relevant erachtet. Daher spielt auch die Empfehlungskompetenz eine zentrale Rolle bei neuen Geschäftsmodellen. Denn erst wenn die angebotenen Services auch um Handlungsempfehlungen erweitert sind, erschließt sich deren komplettes Potenzial. Der Vorteil für die Branche der Schaltanlagenbauer, Elektroplaner und Architekten: Sie bringen ihre ureigene Kompetenz in Managed Services ein und verfügen somit über die besten Startbedingungen, um zu einem gewichtigen Partner im Eco-System der Niederspannungsverteilung zu werden.

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